In Essen ist die Statue des früheren Bischofs Franz Hengsbach (1910-1991) entfernt worden. Das Ruhrbistum hatte vorige Woche Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal bekannt gemacht. Die Abbauarbeiten begannen am Montagmorgen um 7 Uhr und dauerten eine Stunde, wie ein Sprecher der Diözese sagte. Das Domkapitel hatte erst am Freitag in einer Sondersitzung die Entfernung der Skulptur am Essener Dom beschlossen.
Nach den schweren Vorwürfen der Missbrauchsvertuschung gegen die früheren Freiburger Erzbischöfe Robert Zollitsch und Oskar Saier hat Stephan Burger alle Bischofsporträts seiner Vorgänger in der Bistumszentrale abhängen lassen. Die Ölgemälde hingen als eine Art Ahnengalerie bislang in zentraler Position an den Flurwänden neben dem Bischofsbüro.
Schweres Versagen und gravierende Rechtsverstöße beim Umgang mit Missbrauch - das wirft eine neue Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg vor allem dem früheren Erzbischof Robert Zollitsch (84) vor. Er war von 2008 bis 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Das Erzbistum Freiburg, mit rund 1,8 Millionen Katholiken eines der größten in Deutschland, leitete er von 2003 bis 2014.
Hohe Erwartungen richten sich an die erste Studie zu sexualisierter Gewalt und Missbrauch im Erzbistum Freiburg. Der von Experten der Unabhängigen Aufarbeitungskommission erarbeitete Bericht soll am Dienstag veröffentlicht werden. Die Untersuchung will zeigen, wann, wo und wie es zu Missbrauch durch Priester kam und welche Strukturen Verschleierung begünstigten. Eine bundesweite Untersuchung (MHG-Studie) ging von 190 beschuldigten Priestern im Bistum aus.
Als die damals zehnjährige Natascha Kampusch am 2. März 1998, vor 25 Jahren, auf dem Schulweg entführt wurde, dachte niemand, dass sie 3096 Tage ihrer Freiheit beraubt sein würde. Erst 2006 gelang es ihr, ihrem Entführer zu entkommen. Ihre Gefangenschaft verarbeitete sie seither in mehreren Büchern. Im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung spricht Kampusch über ihr persönliches Gottesbild, persönliche Werte und inspirierende Lebensweisheiten.
Das Bistum Essen verzeichnet wesentlich mehr Betroffene sexualisierter Gewalt und Täter als bisher bekannt. Seit der Gründung vor 65 Jahren gibt es mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle. Die Zahlen mit Stand Februar 2023 legte das Ruhrbistum selbst am Dienstag bei der Vorstellung einer Aufarbeitungsstudie vor. Danach sind insgesamt 201 Personen beschuldigt, darunter 129 Geistliche und 19 Ordensfrauen.
Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) hat in den vergangenen zwei Jahren 1.839 Anträge von Missbrauchsopfern im Bereich der katholischen Kirche bearbeitet. In 1.809 Fällen bewilligte sie Zahlungen in einer Höhe von insgesamt mehr als 40 Millionen Euro. Das geht aus dem am Freitag in Bonn vorgestellten Jahresbericht der UKA hervor.
Der Umgang des katholischen Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode (71) mit Missbrauchsfällen wird ein Thema für den Vatikan. Der Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer hat Bode über den kirchenrechtlich zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt, wie das Gremium mitteilte. Bode erklärte, er unterstütze die Untersuchung und werde sich dem Ergebnis stellen.
Der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat nach langem Schweigen große Fehler und persönliche Schuld im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der katholischen Kirche eingeräumt. In einem am Donnerstag in Freiburg veröffentlichten neunminütigen Video bittet Zollitsch die Opfer und ihre Familien um Verzeihung, "für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat". Er wisse, dass er nicht erwarten könne, dass sie seine Entschuldigung annähmen.
Die katholische Kirche in Deutschland will mit Hilfe unabhängiger Experten den sexuellen Missbrauch an Kindern besser aufklären und bekämpfen. Der neue Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Aachener Bischof Helmut Dieser, will zudem weitere Betroffene ermutigen, sich zu melden. Neben der von ihm geleiteten bischöflichen Fachgruppe und dem Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz soll ein neuer Expertenrat die Aufarbeitung vorantreiben.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erwartet von der am heutigen Donnerstag beginnenden vierten Vollversammlung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg konkrete Ergebnisse. In einem Interview der Zeitschrift "Publik-Forum" zeigte er sich zuversichtlich, "dass wir einen Teil der Ernte einfahren werden". Zugleich gehe er mit gemischten Gefühlen nach Frankfurt: "Es wird auch sehr aufreibend. Drei Tage lang stimmen wir im Minutentakt ab."
Die deutschen Bischöfe haben die Bedeutung des Dialogs für die Versöhnung unterstrichen. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine erklärte der Vorsitzende des Stiftungsrats der Maximilian-Kolbe-Stiftung, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick: "Es ist wichtig, gerade jetzt - so schwer es ist - im Gespräch zu bleiben und solidarisch an der Seite der Opfer zu stehen. Es geht uns nicht zuletzt darum, unseren Beitrag dazu zu leisten, schon im Krieg den Frieden vorzubereiten."
Nach zehn Monaten in Afrika kehrt der im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in die Kritik geratene Weihbischof Dominikus Schwaderlapp ins Erzbistum Köln zurück. Er werde am 14. August seinen Dienst wieder aufnehmen, teilte die Erzdiözese mit. Bereits in der ersten Woche werde er Gottesdienste leiten und Firmungen spenden. Es sei ihm wichtig, "mit den Gläubigen neu ins Gespräch zu kommen. Ich erhoffe mir einen bereichernden Austausch."
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat eigene Fehler im Umgang mit Missbrauch während seiner Zeit als Münsteraner Weihbischof von 2001 bis 2016 eingeräumt. "Ich bereue meine fehlende Aufmerksamkeit. Deswegen verstehe ich es umso mehr als meine Aufgabe, an einer Veränderung mitzuwirken", sagte er am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Münsters Bischof Felix Genn hat persönliche Fehler im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt eingeräumt. Vier Tage nach Vorstellung einer unabhängigen Missbrauchsstudie für seine Diözese sagte er am Freitag in Münster: "Ich selbst hätte in einigen Situationen anders handeln müssen." Zugleich wies der 72-Jährige darauf hin, dass er sexuellen Missbrauch weder vertuscht noch die Interessen der Institution über die Sorge um die Betroffenen gestellt habe. Daher wolle er nicht zurücktreten und stattdessen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch ergreifen.
Die Veröffentlichung eines Gutachtens zu Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg verzögert sich erneut. Der Bericht soll "voraussichtlich" am 25. Oktober öffentlich vorgestellt werden, erklärte der kommissarische Vorsitzende der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauch in der Diözese, Magnus Striet.
Papst Franziskus hat um Vergebung gebeten für das Unrecht, das Verantwortliche der katholischen Kirche Indigenen in Kanada angetan haben. Bei einem Treffen mit Delegationen indigener Völker des Landes bekräftigte er am Freitag seinen Wunsch, Ende Juli nach Kanada zu reisen, um dort noch angemessener um Vergebung zu bitten für das Leid, dass diese Menschen durch die Kirche erfahren hätten.
Kerstin Claus (52), Journalistin und Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, ist neue Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Am Mittwoch stimmte die Bundesregierung ihrer Ernennung zu. Sie folgt Johannes-Wilhelm Rörig nach, der sein Amt Ende Februar niedergelegt hatte. Claus hatte als Journalistin ihren eigenen Fall als Opfer sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche öffentlich gemacht. Sie war in den vergangenen Jahren auch Mitglied im Betroffenenrat, der den Missbrauchsbeauftragten berät.
Zwei Monate nach Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens gibt es eine erste Personalentscheidung: Lorenz Wolf (66) kehrt nicht auf seinen Posten als oberster Kirchenrichter des Erzbistums München und Freising zurück, wie die Pressestelle des Ordinariats am Montag mitteilte. Kardinal Reinhard Marx habe "mit sofortiger Wirkung" Wolfs Bitte um Entpflichtung von dieser Aufgabe entsprochen, die er seit 1997 wahrnahm. Seit 27. Januar hatte der promovierte Kirchenrechtler alle seine Ämter ruhen lassen.
Der Privatsekretär von Benedikt XVI. Georg Gänswein weist die gegen den emeritierten Papst erhobenen Vertuschungsvorwürfe im Rahmen der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch erneut zurück. Zugleich übte Gänswein in einem "Zeit"-Interview Kritik an dem von der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl erstellten Münchner Missbrauchsgutachten.
Spaniens Parlament hat mit großer Mehrheit die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beschlossen. Geleitet werden soll die Expertenkommission vom spanischen Ombudsmann. Obwohl sich Spaniens Bischofskonferenz lange gegen eine unabhängige Untersuchungskommission gewehrt hatte, kündigte deren Vorsitzender, Kardinal Juan José Omella, nach einem Treffen mit Präsidialminister Felix Bolanos die Bereitschaft der Kirche an, mit dem Gremium zusammenzuarbeiten.
Der Übergangsverwalter im Erzbistum Köln, Weihbischof Rolf Steinhäuser, verabschiedet sich zum Ende seiner Amtszeit mit einer Videobotschaft. In den vergangenen knapp fünf Monaten seien die Probleme in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese nicht gelöst worden, sagte der 69-Jährige in dem auf dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de veröffentlichten Beitrag. "Der Erzbischof und die Christen im Erzbistum liegen sich nicht in den Armen, bekennen ihre Schuld und feiern Versöhnung", sagte Steinhäuser. Viele Gräben schienen noch tiefer als zuvor.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat Forderungen des scheidenden Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, nach mehr staatlichem Engagement für Missbrauchsopfer begrüßt. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp bewertete die Vorschläge am Donnerstag in Berlin als "entschieden und zukunftsweisend". Rörig hatte am Mittwoch in einem Positionspapier eine rechtliche Grundlage und mehr Kompetenz für die unabhängigen Aufarbeitungskommission verlangt.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält sich einem Zeitungsbericht zufolge während seiner Auszeit derzeit zu Gesprächen in Rom auf. Er sei dort am Mittwoch eingetroffen, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag) und beruft sich auf Bistumskreise. Wie weiter verlautete, ist eine Begegnung mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, geplant, wie es hieß. Ob es auch eine Audienz bei Papst Franziskus geben werde, sei nicht bekannt.
Erzbischof Georg Gänswein hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. verteidigt. "Wer ihn kennt, weiß, dass der Vorwurf der Lüge absurd ist. Man muss zwischen einem Fehler und einer Lüge unterscheiden", sagte der Privatsekretär von Benedikt XVI. im Interview der Zeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch).
Benedikt XVI. hat eine Mitschuld der kirchlichen Verantwortlichen an sexuellem Missbrauch eingeräumt und die Opfer um Verzeihung gebeten. In einem zweieinhalbseitigen Brief, den der Vatikan am Dienstag veröffentlichte, äußert er "tiefe Scham", "großen Schmerz" und eine "aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs". In Begegnungen mit vielen Missbrauchsopfern habe er "verstehen gelernt, dass wir selbst in diese übergroße Schuld hineingezogen werden, wenn wir sie übersehen wollen oder sie nicht mit der nötigen Entschiedenheit und Verantwortung angehen, wie dies zu oft geschehen ist und geschieht".
Die Debatte über Reformen in der katholischen Kirche hat sich am Wochenende fortgesetzt. Dabei ging es auch um die Rolle des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sowie das kirchliche Arbeitsrecht.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat für seine Äußerungen zum Missbrauchsgutachten Lob und Kritik erhalten. Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezeichnete die Stellungnahme als "stark und authentisch". Marx habe sich klar zu seiner Verantwortung und zu seinen Fehlern bekannt und Veränderungen versprochen. Zugleich appellierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz an den emeritierten Papst Benedikt XVI., sich noch einmal zu seiner Stellungnahme im Missbrauchsgutachten zu äußern, Fehler einzugestehen und um Verzeihung zu bitten.
Kardinal Marx schließt einen weiteren Rücktritt nicht aus. Zunächst aber will er als Konsequenz aus dem Missbrauchsgutachten ein Reformer sein. Ein Urteil über die Rolle von Benedikt XVI. vermeidet Marx.
Der emeritierte Münchner Kardinal Friedrich Wetter (93) hat eine persönliche Verantwortung für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche übernommen. In einer Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten räumte er ein, sich vor dem Jahr 2010 nicht eingehend mit den fatalen und zerstörerischen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt zu haben. Das mache für ihn persönlich sein Verhalten als Amtsträger zwar verständlicher, könne es aber nicht rechtfertigen.
Die Debatte über die Äußerungen des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geht weiter. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer (im Bild) verteidigte Benedikt XVI. und erklärte, die Kirche und der frühere Papst würden zu Sündenböcken und Blitzableitern für ein gesamtgesellschaftliches Versagen gemacht. Im Vergleich zum Schulwesen oder dem Sport sei die Kirche "meilenweit voraus".
Der frühere Papst Benedikt XVI. hat eine wesentliche Aussage zum Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fehler sei aber "nicht aus böser Absicht heraus geschehen", sondern "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme". Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.
Nach der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens werden Forderungen nach Konsequenzen laut. So erklärte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der emeritierte Papst Benedikt XVI. müsse sich zu den Ergebnissen des Gutachtens "verhalten". Es müsse Verantwortung übernommen werden, und "die ist immer personal", sagte Overbeck im ZDF. Auch das Erzbistum München-Freising und die Verantwortlichen müssten Konsequenzen ziehen.
Das am Donnerstag vorgestellte Münchner Missbrauchsgutachten belastet den früheren Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) schwer. Die Anwälte der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) werfen ihm zum einen Fehlverhalten in vier Fällen während seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) vor.
Die Vertretung der katholischen Laien im Erzbistum Köln kritisiert den Umgang des Vatikans mit dem Übergangsleiter Rolf Steinhäuser (im Bild). Der Apostolische Administrator mache "vieles richtig, möchte aufklären und aufarbeiten. Und dann kommt aus Rom ein ständiges 'Nein, das darfst du nicht' und 'so nicht'", sagte der Diözesanratsvorsitzende Tim Kurzbach am Dienstag dem Kölner Online-Portal domradio.de. "Das führt uns eher noch viel tiefer in die Krise hinein."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wehrt sich gegen Vorwürfe der Verharmlosung und Vertuschung von möglichen sexuellen Übergriffen durch einen Priester. "Ich habe den Täter nicht geschützt. In keiner Weise", sagte der heutige Bischof von Limburg dem Magazin "Stern" (Donnerstag) in Hamburg.
Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche dürfen nach Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nicht mit dem Ziel erfolgen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vielmehr schulde die Kirche diese Maßnahmen den Betroffenen, betonte Bätzing am Freitag im Podcast "Himmelklar". Ob daraus neues Vertrauen wachse oder nicht, liege nicht in der Hand der Kirche. "Vertrauen wird geschenkt, nicht gekauft oder errungen", erläuterte der Bischof.
1991 erschütterten fremdenfeindliche Ausschreitungen in der sächsischen Stadt Hoyerswerda ganz Deutschland. Sie richteten sich zunächst gegen vietnamesische Markthändler, dann gegen Vertragsarbeiter aus Mosambik und Asylbewerber. Mehrere Dutzend Menschen wurden zwischen dem 17. und 23. September 1991 verletzt. Friedhart Vogel war damals Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Hoyerswerda. Auf der Straße versuchte er zu vermitteln. Im Interview erinnert sich der 80-Jährige an die Ereignisse.
Das von der katholischen Kirche in Deutschland praktizierte Verfahren zur Anerkennung des Leids von Missbrauchsopfern soll beschleunigt werden. Die Verfahren "in der Anlaufzeit der letzten Monate" hätten zu lange gedauert, räumte die seit Jahresbeginn zuständige Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) am Donnerstag in Bonn ein. Inzwischen seien aber "wichtige Weichenstellungen" erfolgt, "die die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzen werden".
Im Bistum Trier kann die institutionelle Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch starten. Die sieben Mitglieder der Aufarbeitungskommission kamen am Wochenende für ein erstes Treffen zusammen. Bischof Stephan Ackermann sagte, die Kommission helfe hoffentlich dabei, der Kirchen- und Glaubensgeschichte im Bistum und der Wahrheit, so schmerzlich sie sei, "ehrlich ins Gesicht zu schauen".
Die Kommission des Erzbistums Berlin zur Auswertung von dessen Missbrauchsgutachten hat ihre Arbeit vorerst eingestellt. Die Anwaltskanzlei Redeker Sellner Dahs habe die in ihrem Gutachten behandelten Fälle "nicht ausreichend bearbeitet", heißt es zur Begründung in einer Pressemitteilung des Erzbistums (Dienstag). Die Anwälte, die das Gutachten erstellt hatten, wiesen die Kritik auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) scharf zurück.
Das Erzbistum Berlin hat am heutigen Freitag den bisher unveröffentlichten Teil seines Gutachtens über Missbrauch durch Geistliche ins Internet gestellt. Es handelt sich um 442 von 669 Seiten der Studie, die von der Anwaltskanzlei "Redeker Sellner Dahs" im Auftrag des Erzbistums zum Thema "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich des Erzbistums Berlin seit 1946" erstellt wurde.
Die katholische Friedensorganisation Justitia et Pax sieht in dem geplanten Abkommen zwischen Namibia und Deutschland einen wichtigen Schritt zur Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit. Es gebe nun eine historische Chance zu echter Aufarbeitung, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, der Freiburger Wochenzeitung "Christ in der Gegenwart".
In der Debatte um eine Firmung in der von Missbrauchsfällen betroffenen Düsseldorfer Gemeinde Sankt Margareta spricht sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für einen Dialog aus. "Auch wenn wir entgegengesetzte Positionen haben, so werbe ich dafür, dass wir zusammen im offenen Gespräch bleiben und den Weg gemeinsam gehen", sagte Woelki. "Wir haben große Herausforderungen vor uns, die wir nur gemeinsam als Christen bewältigen können."
In der Debatte über die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki erneut Fehler eingeräumt und um Vertrauen gebeten. Wer an das Thema Missbrauch herangehe, stehe "sofort von allen Seiten im Kreuzfeuer", sagte der Erzbischof dem "Spiegel". Manchen gehe die Aufarbeitung viel zu weit, anderen nicht weit genug. "Ich habe gehandelt, ich habe Fehler gemacht." Aber: "Der viel größere Fehler wäre gewesen, nicht zu handeln und nicht zu untersuchen und keine Konsequenzen zu ziehen."
Als zweite Institution in Deutschland hat die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) am Montag mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung eine Vereinbarung zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch abgeschlossen. Die Gemeinsame Erklärung soll vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Strukturen und Rahmenbedingungen der katholischen Ordensgemeinschaften notwendige Standards setzen. Sie versteht sich als Ergänzung und Weiterentwicklung zu bereits etablierten Maßnahmen und laufenden Aufarbeitungsprozessen.
Viele kennen ihn durch seine Bücher, Fernsehauftritte und die Zeit als Wallfahrtsdirektor im mittelschwäbischen Maria Vesperbild: Den Apostolischen Protonotar Wilhelm Imkamp. Seit 2017 wirkt er als Direktor der Hofbibliothek des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis in Regensburg. Der langjährige Autor unserer Zeitung ist zudem Konsultor der Kongregation für die Heilig- und Seligsprechungen und Mitglied der Päpstlichen Akademie in Rom. Wir befragten ihn zu zwei Großen der jüngeren Kirchengeschichte.
Für den Jesuiten Klaus Mertes muss es Voraussetzung und wichtigstes Ziel kirchlicher Missbrauchsaufarbeitung sein, nach Gerechtigkeit für Opfer und Betroffene zu streben. Die Interessen der Institution Kirche sowie das Ziel, Vertrauen zurückzugewinnen, müssten dahinter zurücktreten, fordert Mertes in seinem im Patmos-Verlag erscheinenden Essay "Den Kreislauf des Scheiterns durchbrechen - Damit die Aufarbeitung des Missbrauchs am Ende nicht wieder am Anfang steht".
Nach der Vorstellung eines belastenden Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln ist ein weiterer Weihbischof von seinen Aufgaben freigestellt. Ansgar Puff (65) habe Erzbischof Rainer Maria Woelki um diesen Schritt gebeten, erklärte das Erzbistum am Freitag. Laut Gutachten soll Puff in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum zwischen 2012 und 2013 in einem Fall gegen die Aufklärungspflicht verstoßen haben.
Nach der Vorstellung eines Gutachtens zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln gibt es erste personelle Konsequenzen. Nach dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp bot am Donnerstag auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße dem Papst seinen Rücktritt an. Heße, seit 2015 Erzbischof von Hamburg, war ab 2006 Personalchef und von 2012 bis 2015 Generalvikar in Köln, einem der einflussreichsten deutschen Bistümer.
Nach der Vorstellung eines belastenden Missbrauchsgutachtens hat der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. "Die Untersuchung hält ernste Versäumnisse fest, die ich zu verantworten habe", erkläre Schwaderlapp. Zu wenig und nicht systematisch und entschieden genug - so könne man sein Verhalten zusammenfassen. Seine Pflicht in seinem früheren Amt als Generalvikar sei es auch gewesen, zu überprüfen, ob Missbrauchsfälle der Ordnung entsprechend nach Rom gemeldet wurden.
Ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln hat in 24 der insgesamt 236 ausgewerteten Aktenvorgänge Pflichtverletzungen von Amtsträgern festgestellt. In 104 Vorgängen gebe es darüber hinaus Hinweise auf mögliche Pflichtverletzungen, sagte die Rechtsanwältin und Co-Autorin der Studie, Kerstin Stirner, am Donnerstag vor Journalisten in Köln. Das Handeln der Verantwortlichen im Erzbistum sei über viele Jahre "von Chaos, subjektiv empfundener Unzuständigkeit und Missverständnissen" geprägt gewesen.
Als "Desaster" hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz die schleppende Missbrauchs-Aufklärung im Erzbistum Köln bezeichnet. Das Krisenmanagement im Erzbistum, die zahlreichen Kirchenaustritte und der Umgang mit dem von Kardinal Rainer Maria Woelki in Auftrag gegebenen ersten Rechtsgutachten seien bedrückend, sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Die Bischofskonferenz und einzelne Bischöfe hätten aber keine Möglichkeit, "in Köln hineinzugrätschen".
Unter dem Eindruck der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln hat am Donnerstag eine zweitägige Online-Versammlung des Reformprojekts Synodaler Weg begonnen. Für den Limburger Bischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (im Bild links), hängt die Glaubwürdigkeit des Synodalen Wegs vom Umgang mit dem Skandal ab. In einer Pressekonferenz vor der Online-Konferenz sprach er von einem "Prüfstein", der über den Erfolg entscheide.
In der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln hat sich erstmals seit Wochen Kardinal Rainer Maria Woelki zu Wort gemeldet und Fehler eingeräumt. "Wir stehen kurz vor der Aufklärung", sagte er im Interview der "Kölnischen Rundschau" (Donnerstag) und sicherte zu, Verantwortung zu übernehmen. Im Hinblick auf die am 18. März geplante Veröffentlichung eines neuen Gutachtens betonte Woelki: "Wir werden Namen von Verantwortlichen nennen."
Die Niederbronner Schwestern haben ihren Willen zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen bekräftigt. Provinzoberin Schwester Barbara Geißinger kündigte in Nürnberg auf Anfrage die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission an. Auch werde die Kongregation in der Sache mit der Diözese Speyer kooperieren. Am Donnerstag hatte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann (im Bild) schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen früheren Generalvikar und Offizial des Bistums, Rudolf Motzenbäcker, öffentlich gemacht.
Der nordrhein-westfälische Landtag will sich dafür einsetzen, das Schicksal von "Verschickungskindern" aufzuklären und Betroffenen Hilfe zukommen zu lassen. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion wurde am Mittwoch einstimmig zur Weiterberatung an den Familien- sowie den Gesundheitsausschuss überwiesen. Dabei geht es um Jungen und Mädchen, die in den 1950ern bis in die 1990er Jahre in Kinderkureinrichtungen Prügel, Essenszwang, Redeverbote, Misshandlungen und Medikamentenmissbrauch erlebten.