ROM (KNA) – Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals hat Papst Franziskus Priestern weltweit den Rücken gestärkt und sie vor Resignation gewarnt. Viele von ihnen würden lächerlich gemacht oder für Vergehen beschuldigt, die sie nicht begangen hätten. In dieser Situation brauchten sie Ermutigung und Unterstützung durch ihre Bischöfe, heißt es im Brief des Papstes. Weltweit arbeiten nach Vatikanangaben 414 600 Priester.
Mit einem Brief an alle Katholiken in Deutschland hat sich Papst Franziskus zum geplanten „synodalen Weg“ der Kirche in der Bundesrepublik geäußert. Einerseits unterstützt er die Kirche in Deutschland und den Weg, den die Bischöfe einschlagen. Gleichzeitig weist der Papst jedoch auf Gefahren und Probleme hin.
Unter dem Titel „Vos estis lux mundi – Ihr seid das Licht der Welt“ hat Papst Franziskus ein neues Motu Proprio veröffentlicht. Darin geht es um die Meldepflicht für Missbrauchsfälle, um verpflichtende Anlaufstellen in jedem Bistum und um den Umgang mit Vorwürfen gegen Bischöfe. Ein Motu propio ist ein kirchenrechtlich relevanter Beschluss.
Einen umfassenden Kampf gegen sexuellen Missbrauch hat der Papst zum Abschluss des Anti-Missbrauchsgipfels in Rom gefordert. Hier die Rede von Papst Franziskus in Auszügen.
EINLEITUNG
Wie wir die Synode erlebt haben
1. „Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume haben“ (Apg 2,17; vgl. Gal 3,1). Diese Erfahrung haben wir auf dieser Synode gemacht, während wir gemeinsam gegangen sind und auf die Stimme des Heiligen Geistes gehört haben. Er hat uns mit dem Reichtum seiner Gaben überrascht und uns mit seinem Mut und seiner Kraft erfüllt, damit wir Hoffnung in die Welt tragen.
Wir sind gemeinsam mit dem Nachfolger Petri gegangen, der uns im Glauben gestärkt und in der Begeisterung für die Mission Kraft gespendet hat. Obwohl wir aus kulturell und kirchlich sehr unterschiedlichen Kontexten kamen, haben wir von Anfang an einen spirituellen Gleichklang gespürt, den Wunsch nach Dialog und wahrem Mitgefühl. Wir haben zusammen gearbeitet und uns darüber ausgetauscht, was uns am meisten am Herzen lag, und dabei über unsere Anliegen gesprochen, ohne zu verbergen, womit wir uns schwer tun. Viele Beiträge haben uns im Geiste des Evangeliums bewegt und Mitgefühl in uns geweckt: Wir haben uns als ein Leib gefühlt, der Leid wie auch Freude empfindet. Die Erfahrung der Gnade, die wir erlebt haben, wollen wir mit allen teilen und unseren Kirchen und der ganzen Welt die Freude am Evangelium überbringen.
Dass sie auf der Höhe der Zeit waren, zeigten die deutschen Katholiken im Revolutionsjahr 1848: Vom 3. bis 6. Oktober tagten in Mainz die deutschen Piusvereine, die sich die religiöse Freiheit auf die Fahnen geschrieben hatten und gegen die Unterdrückung der Katholiken durch protestantische Regierungen eintraten. Sie gründeten den Katholischen Verein Deutschlands und besiegelten mit ihrer Versammlung den Prototypen des Deutschen Katholikentags. Das Jubiläum 100 Jahre später – aus gegebenem Anlass ebenfalls in Mainz, auf dem 60000 Quadratmeter großen Gelände des Katholischen Jugendwerks – fiel allerdings in schwere Zeiten: Die Gräuel des Kriegs waren noch allgegenwärtig, entsprechend lautete das Motto: „Der Christ in der Not der Zeit.“ Trotzdem sollte bei der Tagung vom 1. bis 5. September der historische Zusammenhang nicht ganz untergehen. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistete Papst Pius XII., indem er zum 100-jährigen Bestehen der Katholikentage seinerseits ein historisches Novum präsentierte: die erste Rundfunkansprache eines Papstes auf Deutsch. Gut verständlich, wenn auch etwas langsam, wandete sich der frühere deutsche Nuntius direkt an seine Zuhörer an den Rundfunkgeräten. Der Wortlaut der Rede:
»Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit« (1 Kor 12,26). Diese Worte des heiligen Paulus hallen mit Macht in meinem Herzen wider, wenn ich mir wieder einmal das Leiden vergegenwärtige, das viele Minderjährige wegen sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch seitens einer beträchtlichen Zahl von Klerikern und Ordensleuten erfahren haben. Es ist ein Verbrechen, das tiefe Wunden des Schmerzes und der Ohnmacht erzeugt, besonders bei den Opfern, aber auch bei ihren Familienangehörigen und in der gesamten Gemeinschaft, seien es Gläubige oder Nicht-Gläubige. Wenn wir auf die Vergangenheit blicken, ist es nie genug, was wir tun, wenn wir um Verzeihung bitten und versuchen, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Schauen wir in die Zukunft, so wird es nie zu wenig sein, was wir tun können, um eine Kultur ins Leben zu rufen, die in der Lage ist, dass sich solche Situationen nicht nur nicht wiederholen, sondern auch keinen Raum finden, wo sie versteckt überleben könnten. Der Schmerz der Opfer und ihrer Familien ist auch unser Schmerz; deshalb müssen wir dringend noch einmal unsere Anstrengung verstärken, den Schutz von Minderjährigen und von Erwachsenen in Situationen der Anfälligkeit zu gewährleisten.
1. "Da ist ein Armer; er rief und der Herr erhörte ihn" (Ps 34,7). Die Worte des Psalmisten werden in dem Augenblick auch zu den unseren, in dem wir aufgerufen sind, den verschiedenen Situationen des Leidens und der Ausgrenzung zu begegnen, in denen so viele Brüder und Schwestern leben, die wir gewohnt sind, mit dem allgemeinen Begriff „arm“ zu bezeichnen. Dem Verfasser jener Worte sind diese Lebensbedingungen nicht fremd, im Gegenteil. Er erfährt diese Armut unmittelbar, doch er verwandelt sie in ein Lied des Lobes und des Dankes an den Herrn. Dieser Psalm ermöglicht es heute auch uns, die wir von so vielen Formen der Armut umgeben sind, zu verstehen, wer die wahrhaft Armen sind, auf die unseren Blick zu richten, wir aufgerufen sind, um ihren Schrei zu hören und ihre Nöte und Bedürfnisse zu erkennen.
1. Themen im Bereich der Ökonomie und der Finanzwirtschaft stehen heute mehr denn je im Fokus unseres Interesses. Grund dafür ist der wachsende Einfluss, den die Märkte auf den materiellen Wohlstand eines großen Teils der Menschheit ausüben. Das macht einerseits eine entsprechende Regulierung ihrer Dynamiken erforderlich. Andererseits bedarf es einer klaren ethischen Grundlage, die dem erreichten Wohlstand jene Qualität an menschlichen Beziehungen gewährt, welche die wirtschaftlichen Mechanismen allein nicht hervorbringen können. Eine solche ethische Grundlage wird heute von verschiedener Seite eingefordert, besonders von jenen, die in der Finanzwirtschaft tätig sind. Gerade in diesem Bereich zeigt sich nämlich, wie notwendig die Verbindung zwischen technischem Wissen und menschlicher Weisheit ist, ohne die alles menschliche Tun zum Scheitern verurteilt ist. Wo aber diese Verbindung gegeben ist, kann es für den Menschen ein Voranschreiten auf dem Weg eines realen, ganzheitlichen Wohlstands geben.
1. »Freut euch und jubelt« (Mt 5,12), sagt Jesus denen, die um seinetwillen verfolgt oder gedemütigt werden. Der Herr fordert alles; was er dafür anbietet, ist wahres Leben, das Glück, für das wir geschaffen wurden. Er will, dass wir heilig sind, und erwartet mehr von uns, als dass wir uns mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben. Der Ruf zur Heiligkeit ist nämlich von den ersten Seiten der Bibel an auf verschiedene Weise präsent. So erging die Aufforderung des Herrn an Abraham: »Geh vor mir und sei untadelig!« (Gen 17,1).
2. Es soll hier nicht um eine Abhandlung über die Heiligkeit gehen, mit vielen Definitionen und Unterscheidungen, die dieses wichtige Thema bereichern könnten, oder mit Analysen, die über die Mittel der Heiligung anzustellen wären. Mein bescheidenes Ziel ist es, den Ruf zur Heiligkeit einmal mehr zum Klingen zu bringen und zu versuchen, ihn im gegenwärtigen Kontext mit seinen Risiken, Herausforderungen und Chancen Gestalt annehmen zu lassen. Denn der Herr hat jeden von uns erwählt, damit wir in der Liebe »heilig und untadelig leben vor ihm« (Eph 1,4).
Dieses Jahr kommt das Thema des Welttags der Kranken von den Worten, die Jesus, am Kreuz erhöht, an seine Mutter Maria und an Johannes richtet: »Siehe, dein Sohn! … Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich« (Joh 19,26-27).
Führt Gott den Menschen in Versuchung? Diese Frage warf eine französische Neuübersetzung der entsprechenden Vaterunser-Bitte auf. Nachdem selbst Papst Franziskus die bisherige Fassung kritisiert hatte, diskutierten auch deutsche Theologen eine mögliche Änderung des Vaterunsers.
In dieser Stunde, in der die Kirche von Köln und gläubige Menschen weit darüber hinaus Abschied nehmen von Kardinal Joachim Meisner, bin auch ich in meinem Herzen und meinen Gedanken bei Ihnen und folge deshalb gern dem Wunsch von Kardinal Woelki, ein Wort des Gedenkens an Sie zu richten. Als ich vergangenen Mittwoch durch ein Telefonat den Tod von Kardinal Meisner erfuhr, wollte ich es zunächst nicht glauben. Am Tag zuvor hatten wir noch über das Telefon miteinander gesprochen.
Wir haben die Freude das Brot des Wortes zu teilen und dann auch das eucharistische Brot zu brechen und zu empfangen - als Nahrungsmittel für unseren Lebensweg. Wir alle, ohne Ausnahme, brauchen diese Lebensmittel, weil wir alle Bettler des Unabdingbaren sind, Bettler der Liebe Gottes, der uns den Sinn des Lebens und ein Leben ohne Ende schenkt.
Wir freuen uns sehr über das große Geschenk, das Papst Franziskus mit seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Amoris laetitia der Kirche und allen Menschen guten Willens gemacht hat, die sich für ein gelingendes Leben in Ehe und Familie einsetzen. Er hat darin die Erträge des synodalen Weges zusammengefasst und weitergeführt, den die Kirche in den Jahren 2014 und 2015 mit ihm beschreiten konnte. Zugleich hat er die Gedanken und Überlegungen mit der Botschaft der Bibel, der Tradition der Kirche und mit seiner eigenen seelsorgerlichen Erfahrung zu einer überzeugenden Einheit verwoben.
„Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18). Diese Worte des Apostels Johannes stellen einen Imperativ dar, dem sich kein Christ entziehen kann. Die Ernsthaftigkeit, mit der der “Lieblingsjünger” bis in unsere Tage hinein das Gebot Jesu verkündet, wird besonders deutlich durch den Gegensatz zwischen den leeren Worten, die wir oftmals im Mund führen, und den konkreten Taten , an denen wir eigentlich gerufen sind, uns zu messen. Die Liebe erlaubt kein Alibi: Wer lieben will, wie Jesus geliebt hat, muss ganz und gar seinem Beispiel folgen. Das gilt besonders, wenn es um die Armen geht. Die Art und Weise, wie der Sohn Gottes geliebt hat, ist wohl bekannt, und Johannes ruft uns mit klaren Worten ihre tragenden Säulen in Erinnerung: Gott hat uns zuerst geliebt (vgl. 1 Joh 4,10.19); und er hat uns so geliebt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat (vgl. 1 Joh 3,16).
Pornografie und Cybersexangebote haben sich seit der digitalen Wende einerseits als massenmedial verbreitetes[1], „normales“ Konsumgut etabliert, dessen weitgehend unkritische Akzeptanz sich mit dem Feigenblatt progressiver Aufgeklärtheit umgibt. Andererseits verbergen sich hinter diesem Feigenblatt Formen der Entmenschlichung der Sexualität, der Gewalt und Entwürdigung von Menschen, die in einer aufgeklärten Gesellschaft nur durch ein doppeltes Tabu möglich sind: Das Tabu des Schweigens und der Anonymität und das Tabu durch Normalisierung und Normierung. So prägt das Mainstreaming pornotypischer Praktiken zunehmend erwachsene wie auch jugendliche Beziehungen, wie zahlreiche Studien belegen.
Während der ersten Jahre meines Pontifikats habe ich wiederholt meiner besonderen Sorge um die traurige Situation so vieler Migranten und Flüchtlinge Ausdruck verliehen, die von Kriegen, Verfolgungen, Naturkatastrophen und der Armut fliehen. Es handelt sich ohne Zweifel um ein „Zeichen der Zeit“, das ich zu entziffern versucht habe, wofür ich seit meinem Besuch in Lampedusa am 8. Juli 2013 das Licht des Heiligen Geistes erfleht habe. Bei der Errichtung des neuen Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen wollte ich, dass eine besondere Abteilung, die zeitweise meiner unmittelbaren Leitung unterstellt sein sollte, die Fürsorge der Kirche für die Migranten, die Evakuierten, die Flüchtlinge und die Opfer des Menschenhandels zum Ausdruck bringe.