Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) hat in den vergangenen zwei Jahren 1.839 Anträge von Missbrauchsopfern im Bereich der katholischen Kirche bearbeitet. In 1.809 Fällen bewilligte sie Zahlungen in einer Höhe von insgesamt mehr als 40 Millionen Euro. Das geht aus dem am Freitag in Bonn vorgestellten Jahresbericht der UKA hervor.
Im Zivilverfahren um Schadensersatzansprüche eines Missbrauchsopfers vor dem Landgericht Traunstein steht der Termin für den Start der mündlichen Verhandlung fest. Sie soll am 28. März um 12 Uhr beginnen, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte. "Das persönliche Erscheinen des beklagten Priesters" sei angeordnet worden, ebenso das "eines informierten Vertreters" des Erzbistums München und Freising. Weitere Personen müssten nicht erscheinen: "Die Erben von Papst Benedikt sind ja noch nicht mitgeteilt, das Verfahren ruht, da kann nichts angeordnet werden."
Neues zur Feststellungsklage gegen den einstigen Papst Benedikt XVI. und andere Kirchenverantwortliche: Das Landgericht Traunsteinhat das Verfahren ausgesetzt. Das Gericht bestätigte am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) entsprechende Medienberichte. Demnach hat der Prozessbevollmächtigte von Benedikt XVI., die Kanzlei Hogan Lovells, beantragt, das Verfahren pausieren zu lassen, bis ein Rechtsnachfolger des verstorbenen Papstes feststehe.
Das Landgericht Traunstein wird eine Zivilklage gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. und weitere hochrangige Kirchenvertreter in einem Missbrauchsfall mündlich verhandeln. Laut Medienberichten wurde den Parteien der 28. März als Termin vorgeschlagen. Das Gericht soll feststellen, ob eine Schadensersatzpflicht besteht. Strafrechtlich hat der Prozess keine Bedeutung.
Kurienkardinal Marc Ouellet wehrt sich gegen den Vorwurf sexueller Übergriffe vor einem kanadischen Gericht. Er habe eine Schadenersatzklage wegen Verleumdung vor einem Gericht im kanadischen Quebec eingereicht, teilte der Präfekt der vatikanischen Bischofsbehörde in einer persönlichen Erklärung mit. In der Summe geht es laut Klageschrift um 100.000 Dollar Schadenersatz.
Der Umgang des katholischen Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode (71) mit Missbrauchsfällen wird ein Thema für den Vatikan. Der Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer hat Bode über den kirchenrechtlich zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt, wie das Gremium mitteilte. Bode erklärte, er unterstütze die Untersuchung und werde sich dem Ergebnis stellen.
Am Freitagabend fand in der Augsburger Moritzkirche eine Gedenkfeier für Opfer von Missbrauch im kirchlichen Umfeld statt. Initiiert hatte sie der Unabhängige Betroffenenbeirat Augsburg mit dem Ziel, die Betroffenen mehr in den Mittelpunkt zu rücken und zugleich über die Arbeit der Hilfsgremien und Anlaufstellen zu informieren.
Die nach Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie für das Bistum Münster gesperrte Bischofsgruft im Sankt-Paulus-Dom öffnet wieder. Ab Allerheiligen sei die Grablege nach Beschluss des Domkapitels für die Öffentlichkeit wieder zugänglich, teilte das Bistum Münster mit. "Mit dieser Entscheidung ist noch nicht darüber befunden worden, wie man auf Dauer mit der Grablege und dem Thema einer angemessenen Erinnerungskultur umgehen muss", erklärte Domdechant und Weihbischof Christoph Hegge.
Der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat nach langem Schweigen große Fehler und persönliche Schuld im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der katholischen Kirche eingeräumt. In einem am Donnerstag in Freiburg veröffentlichten neunminütigen Video bittet Zollitsch die Opfer und ihre Familien um Verzeihung, "für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat". Er wisse, dass er nicht erwarten könne, dass sie seine Entschuldigung annähmen.
Die katholische Kirche in Deutschland will mit Hilfe unabhängiger Experten den sexuellen Missbrauch an Kindern besser aufklären und bekämpfen. Der neue Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Aachener Bischof Helmut Dieser, will zudem weitere Betroffene ermutigen, sich zu melden. Neben der von ihm geleiteten bischöflichen Fachgruppe und dem Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz soll ein neuer Expertenrat die Aufarbeitung vorantreiben.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser (60) wird neuer Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Er folgt in dem Amt auf den Trierer Bischof Stephan Ackermann, der die Rolle zwölf Jahre ausgefüllt hatte.
Im Bistum Osnabrück haben Verantwortliche einer Studie zufolge jahrzehntelang nicht pflichtgemäß auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert. Bis in jüngste Zeit seien etwa aus dem Amt entfernte beschuldigte Kleriker zum Teil nachlässig kontrolliert worden. Verbessert werden muss vor allem die Kommunikation mit Betroffenen. Dem seit 1995 amtierenden Bischof Franz-Josef Bode (im Bild) bescheinigt die Studie Pflichtverletzungen "im niedrigen einstelligen Bereich". Sie seien "fahrlässig, aber nicht vorsätzlich" gewesen.
Der Vatikan leitet keine eigene Untersuchung gegen den kanadischen Kurienkardinal Marc Ouellet (78) wegen sexueller Übergriffe ein. Das erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Donnerstag. Nach "einschlägigen Beratungen" und mehrfacher Konsultation von Pater Jacques Servais, zuständig für die Voruntersuchung, habe Papst Franziskus entschieden, "dass es keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Eröffnung einer kanonischen Untersuchung wegen sexueller Nötigung von Kardinal Ouellet gegen Person F" gebe.
Das Erzbistum Köln hat Vorwürfe zu einer PR-Strategie der Bistumsspitze und den Umgang mit Missbrauchsbetroffenen zurückgewiesen. "Es wurde die Behauptung aufgestellt, dass im Oktober 2020 durch ein 'Drehbuch' einer Krisenkommunikationsagentur der Betroffenenbeirat instrumentalisiert werden sollte. Das ist definitiv falsch - wir haben nicht nach einem Drehbuch Dritter gehandelt", heißt es in einem am Mittwochabend vom Erzbistum veröffentlichten Schreiben von Generalvikar Guido Assmann an die Mitarbeitenden.
Eine neue Untersuchung belegt, dass der frühere Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und spätere Bischof Emil Stehle Missbrauchstäter aus Deutschland in seinem Bistum in Ecuador vor Strafverfolgung geschützt hat. Außerdem werden gegen Stehle (1926-2017) selbst insgesamt sechzehn Meldungen und Hinweise zu übergriffigem Verhalten und sexuellem Missbrauch aufgelistet.
Im Zusammenhang mit dem Fall des wegen mehrfachen Missbrauchs verurteilten Priesters U. lehnt die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und andere führende Geistliche des Erzbistums Köln ab. Gegen sie lagen mehr als 30 Anzeigen mit dem Verdacht auf Beihilfe zum Missbrauch vor, weil sie zu wenig zur Verhinderung der Taten getan hätten. Mangels Anfangsverdachts werde nicht ermittelt, bestätigte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers".
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat eigene Fehler im Umgang mit Missbrauch während seiner Zeit als Münsteraner Weihbischof von 2001 bis 2016 eingeräumt. "Ich bereue meine fehlende Aufmerksamkeit. Deswegen verstehe ich es umso mehr als meine Aufgabe, an einer Veränderung mitzuwirken", sagte er am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Einem Medienbericht zufolge hat ein Betroffener von Missbrauch mehrere hochrangige Kirchenmänner verklagt, darunter auch den früheren Papst Benedikt XVI. Mithilfe einer Feststellungsklage wolle er deren Mitschuld im Missbrauchsskandal feststellen lassen, berichten "Correctiv", "Die Zeit" und der Bayerische Rundfunk (BR).
Münsters Bischof Felix Genn hat persönliche Fehler im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt eingeräumt. Vier Tage nach Vorstellung einer unabhängigen Missbrauchsstudie für seine Diözese sagte er am Freitag in Münster: "Ich selbst hätte in einigen Situationen anders handeln müssen." Zugleich wies der 72-Jährige darauf hin, dass er sexuellen Missbrauch weder vertuscht noch die Interessen der Institution über die Sorge um die Betroffenen gestellt habe. Daher wolle er nicht zurücktreten und stattdessen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch ergreifen.
Ehemalige und heute aktive Bischöfe haben nach einer Studie im Bistum Münster große Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen begangen. Seit 1945 hätten sie beschuldigte und verurteilte Geistliche immer wieder in der Seelsorge eingesetzt und damit weitere Taten ermöglicht, heißt es in der von der Universität Münster vorgestellten Untersuchung.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Vertreter von Betroffenen und religionspolitische Sprecher der Bundestagsfraktionen haben die Arbeit des Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, gewürdigt. Zugleich betonten sie, dass es nach zwölf Jahren Zeit sei, das Amt neu auszurichten. Ackermann hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass er das Amt des Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz zur Herbstvollversammlung in Fulda im September abgeben werde. Zugleich kündigte die Bischofskonferenz an, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen neu aufzustellen.
Die Veröffentlichung eines Gutachtens zu Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg verzögert sich erneut. Der Bericht soll "voraussichtlich" am 25. Oktober öffentlich vorgestellt werden, erklärte der kommissarische Vorsitzende der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauch in der Diözese, Magnus Striet.
Kerstin Claus (52), Journalistin und Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, ist neue Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Am Mittwoch stimmte die Bundesregierung ihrer Ernennung zu. Sie folgt Johannes-Wilhelm Rörig nach, der sein Amt Ende Februar niedergelegt hatte. Claus hatte als Journalistin ihren eigenen Fall als Opfer sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche öffentlich gemacht. Sie war in den vergangenen Jahren auch Mitglied im Betroffenenrat, der den Missbrauchsbeauftragten berät.
Der Privatsekretär von Benedikt XVI. Georg Gänswein weist die gegen den emeritierten Papst erhobenen Vertuschungsvorwürfe im Rahmen der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch erneut zurück. Zugleich übte Gänswein in einem "Zeit"-Interview Kritik an dem von der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl erstellten Münchner Missbrauchsgutachten.
Spaniens Parlament hat mit großer Mehrheit die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beschlossen. Geleitet werden soll die Expertenkommission vom spanischen Ombudsmann. Obwohl sich Spaniens Bischofskonferenz lange gegen eine unabhängige Untersuchungskommission gewehrt hatte, kündigte deren Vorsitzender, Kardinal Juan José Omella, nach einem Treffen mit Präsidialminister Felix Bolanos die Bereitschaft der Kirche an, mit dem Gremium zusammenzuarbeiten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt nach Ende seiner Auszeit für die Öffentlichkeit zunächst abgetaucht. Diesen Samstag findet ein Gottesdienst zum Auftakt der Fastenzeit in Düsseldorf - eigentlich Woelkis zweiter geplanter öffentlicher Auftritt - ohne den Erzbischof statt. Ab kommenden Montag nimmt der Kardinal jedoch an der Frühjahrsvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen teil. Üblicherweise predigt er in diesem Rahmen während eines Gottesdienstes. Auch dieser Auftritt fällt aus. Vergangenen Mittwoch hatte Woelki bereits beim Aschermittwochgottesdienst im Kölner Dom gefehlt.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat Forderungen des scheidenden Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, nach mehr staatlichem Engagement für Missbrauchsopfer begrüßt. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp bewertete die Vorschläge am Donnerstag in Berlin als "entschieden und zukunftsweisend". Rörig hatte am Mittwoch in einem Positionspapier eine rechtliche Grundlage und mehr Kompetenz für die unabhängigen Aufarbeitungskommission verlangt.
Aus der Sicht von Erzbischof Georg Gänswein war der frühere Papst Benedikt XVI. bereits als Kurienkardinal die "entscheidende Figur" für einen Mentalitätswandel der katholischen Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Leider zeige sich in den öffentlichen Reaktionen zu der Entschuldigungsbitte Benedikts insbesondere in Deutschland "eine maßlose Voreingenommenheit" und teils "maßlose Unkenntnis der Fakten", sagte er in einem Gespräch mit dem privaten TV-Sender EWTN (Dienstag).
Der frühere Münchner Kardinal Friedrich Wetter gibt die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Landau zurück. Darüber informierte er Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und den Stadtrat, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte. Wetter wolle nicht, dass durch die Auseinandersetzungen um seine Person der Friede der Stadt gestört werde. Unberührt davon blieben die Liebe zu seiner Heimatstadt und sein Stolz, ein Landauer zu sein.
Erzbischof Georg Gänswein hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. verteidigt. "Wer ihn kennt, weiß, dass der Vorwurf der Lüge absurd ist. Man muss zwischen einem Fehler und einer Lüge unterscheiden", sagte der Privatsekretär von Benedikt XVI. im Interview der Zeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch).
Die Verantwortlichen im Erzbistum München und Freising wollen infolge des Missbrauchsgutachtens noch stärker auf das Gespräch mit den Betroffenen setzen. Zudem sollen Foren geschaffen und die Schwelle noch niedriger gemacht werden, "so dass Betroffene leichter den Weg zu uns finden", sagte der Münchner Generalvikar Christoph Klingan der "Münchner Kirchenzeitung". Vor allem aber wolle man selbst aktiv auf Betroffene zugehen, was in der Vergangenheit nicht in der Intensität geschehen sei, wie es wünschenswert gewesen wäre.
Benedikt XVI. hat eine Mitschuld der kirchlichen Verantwortlichen an sexuellem Missbrauch eingeräumt und die Opfer um Verzeihung gebeten. In einem zweieinhalbseitigen Brief, den der Vatikan am Dienstag veröffentlichte, äußert er "tiefe Scham", "großen Schmerz" und eine "aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs". In Begegnungen mit vielen Missbrauchsopfern habe er "verstehen gelernt, dass wir selbst in diese übergroße Schuld hineingezogen werden, wenn wir sie übersehen wollen oder sie nicht mit der nötigen Entschiedenheit und Verantwortung angehen, wie dies zu oft geschehen ist und geschieht".
Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche hat sich für weitreichende Reformschritte ausgesprochen. Breiten Raum bei der am Samstag beendeten Synodalversammlung in Frankfurt nahm zudem die Debatte über das Münchner Missbrauchsgutachten und die Aufarbeitung von Missbrauch ein.
Der Austritt aus der katholischen Kirche ist für den Entertainer und Katholik Harald Schmidt (64) nach eigenen Worten "unvorstellbar". "Aus meiner Sicht kann man aus dem katholischen Glauben nicht austreten", sagte der Kabarettist im Interview des Magazins "Stern". Bei "all dem Horror" dürften die positiven Aspekte der Kirche nicht vergessen werden: "Ich kenne einfach viele fantastische Priester." Es gebe auch "großartige Krankenhäuser" in Trägerschaft von Orden.
Bei der Vorstellung des Gutachtens zu Missbrauchsfällen in der Erzdiözese München und Freising wurde auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005 bis 2013) schwer belastet. Von 1977 bis 1982 war er dort Erzbischof. Er werde zu den Vorwürfen noch Stellung nehmen, kündigte sein Privatsekretär an. Im Vatikan betont man vor allem den Einsatz des früheren Papstes für die Aufarbeitung von Missbrauch.
Läutet jetzt das Totenglöckchen der Kirche? So hat es ein junger Kaplan aus Neusäß am vergangenen Wochenende in seiner Predigt formuliert. Wenn man sich die Berichte vieler Medien anschaut – dann ja.
Die Debatte über Reformen in der katholischen Kirche hat sich am Wochenende fortgesetzt. Dabei ging es auch um die Rolle des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sowie das kirchliche Arbeitsrecht.
Parallel zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle entstand in den vergangenen Jahren ein ganzer Katalog an Präventionsmaßnahmen gemäß den Leitlinien der Bischofskonferenz und diözesanen Vorschriften.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat für seine Äußerungen zum Missbrauchsgutachten Lob und Kritik erhalten. Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezeichnete die Stellungnahme als "stark und authentisch". Marx habe sich klar zu seiner Verantwortung und zu seinen Fehlern bekannt und Veränderungen versprochen. Zugleich appellierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz an den emeritierten Papst Benedikt XVI., sich noch einmal zu seiner Stellungnahme im Missbrauchsgutachten zu äußern, Fehler einzugestehen und um Verzeihung zu bitten.
Kardinal Marx schließt einen weiteren Rücktritt nicht aus. Zunächst aber will er als Konsequenz aus dem Missbrauchsgutachten ein Reformer sein. Ein Urteil über die Rolle von Benedikt XVI. vermeidet Marx.
Der emeritierte Münchner Kardinal Friedrich Wetter (93) hat eine persönliche Verantwortung für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche übernommen. In einer Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten räumte er ein, sich vor dem Jahr 2010 nicht eingehend mit den fatalen und zerstörerischen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt zu haben. Das mache für ihn persönlich sein Verhalten als Amtsträger zwar verständlicher, könne es aber nicht rechtfertigen.
Die Debatte über die Äußerungen des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geht weiter. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer (im Bild) verteidigte Benedikt XVI. und erklärte, die Kirche und der frühere Papst würden zu Sündenböcken und Blitzableitern für ein gesamtgesellschaftliches Versagen gemacht. Im Vergleich zum Schulwesen oder dem Sport sei die Kirche "meilenweit voraus".
Der frühere Papst Benedikt XVI. hat eine wesentliche Aussage zum Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fehler sei aber "nicht aus böser Absicht heraus geschehen", sondern "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme". Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.
Nach der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens werden Forderungen nach Konsequenzen laut. So erklärte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der emeritierte Papst Benedikt XVI. müsse sich zu den Ergebnissen des Gutachtens "verhalten". Es müsse Verantwortung übernommen werden, und "die ist immer personal", sagte Overbeck im ZDF. Auch das Erzbistum München-Freising und die Verantwortlichen müssten Konsequenzen ziehen.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat "als amtierender Erzbischof" um Entschuldigung für Missbrauchstaten im Raum der Kirche gebeten. "Ich bin erschüttert und beschämt", sagte Marx in einer ersten Reaktion auf das am Donnerstag veröffentlichte Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl. Sein erster Gedanke gelte den Betroffenen, die durch Kirchenvertreter "in erschreckendem Ausmaß Unheil und Leid erfahren haben".
Das am Donnerstag vorgestellte Münchner Missbrauchsgutachten belastet den früheren Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) schwer. Die Anwälte der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) werfen ihm zum einen Fehlverhalten in vier Fällen während seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) vor.
Mit dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße (55) hat am Dienstag erstmals in Deutschland ein katholischer Bischof in einem Missbrauchsprozess vor Gericht ausgesagt. Heße räumte in der Verhandlung vor dem Landgericht Köln ein, als früherer Personalchef im Erzbistum Köln Fehler im Umgang mit dem Fall des angeklagten Priesters U. gemacht zu haben. Die 2010 bekannt gewordenen Vorwürfe gegen den Geistlichen hätten an den Vatikan gemeldet werden müssen, sagte der Erzbischof, der in dem Prozess als Zeuge geladen war.
Im Missbrauchsprozess vor dem Landgericht Köln gegen einen katholischen Priester treten prominente Geistliche auf. Am Donnerstag wird der ehemalige Top-Kirchenrechtler des Erzbistums Köln - der frühere Offizial Günter Assenmacher (69) - gehört. Am Dienstag sagt der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße (55) aus. Er war in den Jahren 2010 und 2011 als Personalchef in Köln mit dem Fall befasst. Damit werden erstmals in Deutschland zwei ranghohe Kirchenvertreter in einem Missbrauchsverfahren als Zeugen vernommen.
Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche sind neue Details über das Handeln des früheren Papstes Benedikt XVI. und des Münchner Kardinals Reinhard Marx ans Licht gekommen. Nach Recherchen der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" wird insbesondere Joseph Ratzinger durch das dem Blatt vorliegende Dekret eines Münchner Kirchengerichts von 2016 belastet.
Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) in der katholischen Kirche Deutschlands ist aufgestockt worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (im Bild), benannte drei neue Mitglieder: die Psychologin Linda Beeking, den Psychologen und Soziologen Arnfried Bintig und die Richterin Kerstin Guse-Manke.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wehrt sich gegen Vorwürfe der Verharmlosung und Vertuschung von möglichen sexuellen Übergriffen durch einen Priester. "Ich habe den Täter nicht geschützt. In keiner Weise", sagte der heutige Bischof von Limburg dem Magazin "Stern" (Donnerstag) in Hamburg.
Zum Inkrafttreten des neuen kirchlichen Strafrechts an diesem Mittwoch hat der Vatikan die entsprechende Zuständigkeit der Glaubenskongregation aktualisiert. Dabei geht es vor allem um Glaubensfragen, den Schutz der Sakramente sowie Fälle von Missbrauch durch Kleriker. Neue Vergehen werden nicht genannt.
Der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat zum Engagement für den Schutz von Kindern gegen sexuelle Gewalt aufgerufen. "Wir dürfen und wollen nicht relativieren oder vom kirchlichen Missbrauch ablenken, aber die lückenlose Aufklärung der Fälle sexualisierter Gewalt bei uns muss auch zu unserem konsequenten Einsatz für den Kinderschutz überall führen", sagte Sternberg am Freitag bei der Herbstvollversammlung des Katholikenkomitees in Berlin.
Bei einer Bußfeier im Kölner Dom hat das Erzbistum Köln Schuld wegen der Missbrauchsfälle in der Kirche bekannt. "Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen verübt worden", sagte Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser am Donnerstag. "Ich kann mich nicht für die Täter entschuldigen." Jeder könne nur seinen eigenen Teil der Verantwortung übernehmen.
Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche dürfen nach Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nicht mit dem Ziel erfolgen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vielmehr schulde die Kirche diese Maßnahmen den Betroffenen, betonte Bätzing am Freitag im Podcast "Himmelklar". Ob daraus neues Vertrauen wachse oder nicht, liege nicht in der Hand der Kirche. "Vertrauen wird geschenkt, nicht gekauft oder errungen", erläuterte der Bischof.
Das mit Spannung erwartete Gutachten zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Erzbistum München und Freising kommt nicht mehr wie ursprünglich geplant in diesem Jahr. Erst Mitte Januar 2022 werden die Anwälte der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Als Grund dafür nannten die Juristen, man habe erst in jüngerer Vergangenheit neue Erkenntnisse gewonnen, die nun intensiv geprüft werden müssten.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich für den Fortbestand des Beichtgeheimnisses ausgesprochen. Das Beichtgeheimnis oder Seelsorgegeheimnis, wie es in der evangelischen Kirche genannt werde, könne vom Staat auch gar nicht aufgehoben oder eingeschränkt werden, sagte Schick der Tageszeitung "Fränkischer Tag". "Die Beichte oder die Individual-Seelsorge ist ein Teil des Grundrechts der Religionsfreiheit."
In der katholischen Kirche in Frankreich hat es seit 1950 geschätzt 216.000 minderjährige Opfer sexueller Übergriffe durch Priester und Ordensleute gegeben. Man habe zwischen 2.900 und 3.200 potenzielle Täter ermittelt, so das Ergebnis einer unabhängigen Kommission, deren Gründung die französischen Bischöfe in Auftrag gegeben hatten. Nimmt man Laien und Kirchenmitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, Schulen, Pfarreien und Katechese hinzu, so kommt die Kommission sogar auf geschätzt 330.000 Opfer. Papst Franziskus äußerte sich bestürzt.
Papst Franziskus schickt den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Diese beginnt Mitte Oktober und dauert bis zur Fastenzeit im kommenden Jahr, wie der Vatikan am Freitag in Bonn mitteilte. Begründet wird der Schritt mit einer Vertrauenskrise im Erzbistum Köln, die bei der Missbrauchsaufarbeitung auch durch "große Fehler" Woelkis in der Kommunikation entstanden sei. Bis zu seiner Rückkehr soll Weihbischof Rolf Steinhäuser die größte deutsche Erzdiözese verwalten und für "Versöhnung und Erneuerung" sorgen.
Zu einer radikalen Wende in ihrem Wirken und ihrem Amtsverständnis hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die katholischen Bischöfe in Deutschland aufgefordert. Zugleich übte der Limburger Bischof scharfe Kritik am bisherigen Auftreten der Bischöfe. Für die jetzt anstehenden, strittigen Reformdebatten brauche es „den Geist und den Mut zur Umkehr“, sagte Bätzing: „Kehrt um! Denkt neu! Das ist in der Tat mehr und anders als bloß etwas Anpassung und Fortschreibung.“